Im November 2022 besuchte die Staatsministerin Ulrike Scharf das Frauenhaus Rosenheim/ Traunstein. Die Familienministerin interessierte vor allem, was gut läuft, wo es Nachholbedarf gibt und welche Art von Unterstützung vom Freistaat Bayern benötigt wird.

„Für uns ist das eine Riesenchance“, sagt die Leiterin Frau Marita Koralewski. Sie sprach über Finanzierung - die in den Bundesländern und den Kommunen Bayerns nicht einheitlich geregelt ist. So können beispielsweise im Rosenheimer Frauenhaus im Moment nur Frauen aufgenommen werden, die aus dem Rosenheimer Landkreis oder Traunstein kommen. „Ich bekomme zum Teil Anrufe von Frauen aus Hamburg, die in einer Notsituation sind. Wir können sie aber nur dann aufnehmen, wenn geklärt ist, wer das Betreuungsgeld übernimmt“. Hier erhofft sich Frau Koralewski eine Vereinfachung des Procederes.

In diesem Zusammenhang macht die Leiterin noch auf einen wichtigen Punkt aufmerksam: „Frauenhäuser sind keine Wohnheime, sondern Kriseneinrichtungen“. Die Frauen können mit ihren Kindern für eine begrenzte Zeit Schutz im Frauenhaus finden. „Sobald sie nicht mehr in akuter Gefahr sind, sich emotional stabilisiert haben und ihre Existenz gesichert ist, sollen sie ein neues Zuhause finden“, sagt die Leiterin. Jedoch habe es in der Vergangenheit Zeiten gegeben, in der Neuaufnahmen unmöglich gewesen seien, da Frauen mit Kindern - obwohl sie nicht mehr in Gefahr waren - im Frauenhaus verweilen mussten und dadurch Plätze für akut gefährdete Frauen blockiert hätten. Der Grund: Bezahlbarer Wohnraum sei schwer zu finden - gerade für alleinerziehende Frauen.

Umso größer sei die Freude über das Modelprojekt „Second Stage“, das vom Bayerischen Sozialministerium auf den Weg gebracht wurde. Seit 2019 unterstützen drei Mitarbeiterinnen Frauen in Rosenheim dabei, sich nach dem Aufenthalt im Frauenhaus eine neue Existenz aufzubauen. „Mithilfe des Projekts gelingt es, dass die Frauen nicht mehr so lange im Frauenhaus sind“, so Frau Koralewski.

Ein weiteres Thema, das im Gespräch mit Familienministerin Ulrike Scharf angesprochen wurde, ist die Tatsache, dass vermehrt Frauen mit Migrationshintergrund Schutz in Frauenhäusern suchen. „Auf uns kam deshalb ein neuer Aufgabenschwerpunkt zu“, sagt die Leiterin. Sie spricht von Ausländerrecht, Zwangsverheiratung, Opferschutz und Integration, erzählt, dass die Fachberatungsstelle „Migra“ ihr hier in den vergangenen Jahren unterstützend zur Seite gestanden habe. „Leider wurde die Finanzierung für diese Beratungsstelle eingestellt“, sagt Koralewski. Ihr Wunsch: eine staatliche Finanzierung. 

Kurz bevor sich Ulrike Scharf auf den Weg zu ihrem nächsten Termin macht, verspricht sie, sich auch weiterhin dafür einzusetzen, das Thema „Häusliche Gewalt“ aus der Tabuzone zu holen. „Das ist unser großes Bestreben“, sagt sie. Nur so könne gelingen, dass gesehen werde, wie wichtig die Arbeit sei, die im Frauenhaus geleistet werde. 

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Besuch der Staatsministerin im Frauenhaus RO / TS am 09.11.2022 – v.l. Herr Wollny, Frau Koralewski, Frau Scharf, Frau Herrmann, Frau März, Herr Grandl

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